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Reisen ist Leben

‚Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist‘.

 

Freitag, 23.11.2012
Wir fahren vormittags kurz in die Schule, um uns von den Schülern zu verabschieden bevor es in die großen Ferien geht. Doch leider sind wir zu spät und die meisten Kinder schon von ihren Eltern abgeholt. Nur noch ein kleiner Rest ist übrig geblieben und wartet auf Abholung.
Also fahren wir wieder nach Hause, wir müssen schließlich noch zuende packen. Mit der kleinen Butete (auch eine Butiku), dem Fahrer und wir beide sind wir nun zu viert auf dem Pikipiki und sausen den Abhang hinunter.
Die letzten Dinge werden in unsere Reiserucksäcke gepackt. Wie wir im Nachhinein feststellen mussten haben wir viel zu viel mitgenommen, sodass wir uns eigentlich unnötig abgeschleppt haben.
Zum Mittag wünschen wir uns von Nyangi DAS Kartoffel-Erdnuss-Essen und bekommen es natürlich auch.
Dann geht es auf einmal ganz schnell. Swantje (die Koorperation zwischen dem IB und den Pojekten) und ihre Kollegen sind da und nehmen uns mit dem Auto mit nach Mwanza. Also heißt es Abschied nehmen, denn Nyangi und die kleine Lois gehen bald nach Musoma. Keine weite Entfernung und wir werden sie sicherlich oft besuchen, aber leben werden sie leider nicht mehr mit uns.
4 Stunden Fahrt stehen vor uns. Es wird kurz ein Zwischenstop gemacht, um Fisch zu kaufen und weiter geht’s. Direkt vorbei an der Serengeti sehen wir in der Ferne sogar eine Zebra- und Gnuherde grasen.


Mwanza.
Mit ca. 225.000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt Tansanias. Sie liegt wie Musoma auch am Viktoriasee in der Mwanza Region, hat aber weitaus mehr Bedeutung. Dank der Erbauung zwischen großen Basaltsteinen wird sie auch ‚Rock City‘ genannt. Die weitaus niedrigere Höhe als Musoma oder Butiama macht sich gleich im Klima bemerkbar. Es ist sehr schwül und drückende Luft. So eine Hitze sind wir schon gar nicht mehr gewohnt. Unter diesen klimatischen Bedingungen fühlen sich auch Moskitos pudelwohl. Auch das war neu für uns. Die Stadt ist sehr moslemisch geprägt und auch viele Inder leben dort. Viele große Moscheen säumen das Straßenbild.
Angekommen. Die untergehende Sonne taucht die Umgebung in ein angenehm warmes Licht. Sofort merkt man, dass man in einer Stadt ist, denn wir stecken erstmal im Feierabendverkehr fest. Es wimmelt auf den Straßen und ich freue mich, mal wieder eine pulsierende ‚Großstadt‘ zu erleben. Da wir zwei Sparfüchse sind, haben wir die kostenlose und nette Möglichkeit von Couchsurfing genutzt. Wir werden also von unserem Host Joseph abgeholt. Ziemlich erschöpft von der doch kurzen Fahrt beziehen wir unser kleines, gemütliches Zimmer. Zwei Betten mit Moskitonetz stehen darin – für mehr ist auch kein Platz.
Joseph ist ein Pastor und lebt mit seiner Frau, fünf Kindern, seiner Schwester und einer Hausangestellten in einem netten, afrikanischen Haus.
Das Abendessen ist fertig, doch vorher wird gebetet. Es werden Lieder gesungen und dazu geklatscht oder getanzt.
Gegessen wird auf einer Matte auf dem Boden. Hätte ich auch gern gemacht, doch es wird darauf bestanden, dass wir als Gäste von einem kleinen Hocker essen. Es gibt Reis mit Fleisch, leckerem Mchicha (wie Spinat) und Bohnen. Als Nachtisch dann Ananas und Papaya. Sehr lecker. Erschöpft, aber zufrieden gehen wir ins Bett.
Der nächste Tag. Unser Host zeigt uns kurz, wo wir in der Stadt die Fährtickets Richtung Bukoba kaufen können, bevor er zu einem Termin muss. Wir gehen am Hafen entlang, wo viele betrunkene Tansanier rumlaufen. Weiter am Wasser kommen wir an dem Bismarck Rock vorbei. Ein sehr großer uns gewaltig aussehender Stein, der aus dem Wasser ragt und gleichzeitig das Wahrzeichen von Mwanza ist. Nach einem chinesischen Mittagessen geht es weiter durch die Stadt. Mehr durch Zufall entdecken wir das indische Viertel. In kleinen, verwinkelten Gassen, durch die man nur zu Fuß kommt wird von Lebensmitteln bis hin zu Geschirr oder Textilien nahezu alles verkauft.
Es ist Sonntag. Natürlich haben auch wir von den afrikanischen Gottesdiensten gehört, in denen lautstark gesungen wird. Das wollten wir auch einmal erleben und da unser Host ein Pastor ist, nutzen wir die Gelegenheit und begleiten die Familie in seinen Gottesdienst. Um 9 Uhr geht es los. Von einer Kirche kann man nicht sprechen, es ist eine Wellblechhütte mit vielen Plastikstühlen und einer Art Rednerpult als Altar. Ein Prediger spricht sehr lange und sehr laut auf Swahili. Es ist eigentlich schon laut genug, aber es gibt auch noch ein Mikrofon, was das Ganze zu einem ohrenbetäubendem Lärm verwandelt. Es wird getanzt und gesungen. Wenn man Lust hat geht man einfach nach vorne und tanzt dort mit – in Deutschlad unvorstellbar, dass man seinen Glauben an Gott durch die Lautstärke ausdrückt.

Zwei Stunden sind vergangen und das Ende ist wohl nahe. Falsch gedacht! Es werden für die verschiedensten Dinge Geld gesammelt, wir werden der Gemeinde vorgestellt und zum Schluss passiert etwas mir sehr Suspektes. Die Gemeinde versammelt sich am Altar und stellt sich in einer Reihe auf. Der Pastor legt jedem die Hand auf und schreit Dinge auf Swahili. Eine Art Dämonenaustreibung, bei der sogar einige zusammenbrechen, weinen oder schreien. Ein bisschen zu viel für meinen Geschmack und nach fast fünf Stunden in einem viel zu heißen Raum mit viel zu vielen Menschen, war meine Geduld am Ende. Ein Erlebnis war es, aber wahrscheinlich wird es bei diesem einen Mal bleiben.
Ein neuer Tag. Wir schlendern durch die Stadt. Dort kaufen wir unsere Fährtickets bei einem sehr netten Mann und genießen vom Capri Point (das Villenviertel in Mwanza) einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt. Auf dem Markt. Der Markt in Mwanza ist der größte den wir bisher gesehen haben und wie ich finde auch der schönste. Es riecht nach tollen Gewürzen, Obst und Gemüse. Hunderte von Menschen laufen umher und versuchen durch die engen Gassen zwischen den Bergen von Mais, Reis oder Bohnen zu kommen. Überall wird gefeilscht und laut die Ware angeboten. Natürlich werden wir ‚Wazungu‘ dabei immer als potenzielle Käufer angesehen, sodass man aus dem ’nein danke‘-sagen gar nicht mehr rauskommt. Wenn man will bekommt man auch jede Art von Plastikgeschirr und natürlich die traditionellen Kangas und Vitenge. Wie gesagt, der bis jetzt schönste Markt.
Wie der Zufall so will trifft man auf Reisen immer nette Menschen. So auch wir. Einen Tag gönnen wir uns einen Pool, denn wir zwei Wasserratten haben Schwimmen schon richtig vermisst. Also fahren wir zum Malaika Beach Resort. Etwas außerhalb gelegen und neben Wellbechhütten steht ein noch im Bau befindliches, riesiges Luxushotel. Das ist eben die Art von Tourismus in Tansania, die mit dem Rest des Landes wenig gemein hat. Wir sind die einzigen Besucher, doch nach kurzer Zeit kommen zwei andere Mädels. Es stellt sich heraus, dass eine der beiden aus Deutschland kommt, aber damit noch nicht genug. Sie kommt sogar aus Hamburg. Immer noch nicht genug: Nora hat vor einiger Zeit einen Bericht über sie im Hamburger Abendblatt gelesen. Klein ist die Welt!
Sofort laden die beiden uns ein sie in ihrem Projekt, einem Waisenhaus für Kinder von 0 bis 5 Jahren, zu besuchen. Das tun wir gleich am nächsten Tag. Wir kommen in ein strukturiertes und ein sehr westliches System mit festen Zeiten, was mich unweigerlich an unser Projekt erinnert, wo es solche klaren Rhythmen nicht gibt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das ‚Forever Angels Babyhouse‘ vor 6 Jahren von einer Engländerin gegründet wurde. Die Kinder sind in drei Altersgruppen eingeteilt. Wir gehen zuerst zu den Mittleren, den 1- bis 3-jährigen. Es ist Spielzeit und wir setzen uns dazu. Sofort krabbelt der kleine Goodluck auf meinen Schoß und will dort auch gar nicht mehr weg. Den hätte ich am liebsten mitgenommen.

 

 

 

Beim Stadtbummel. Wir gehen in Richtung Capri Point und kommen an einladenden Holzhütten vorbei. Angezogen von den vielen schönen, bunten Malereien zieht es uns auf die andere Straßenseite. Herzlich werden wir begrüßt und eingeladen uns umzuschauen. Zufällig ist gerade einer der Künstler dabei ein Gemälde anzufertigen. Mit Ölfarben und nur einem Spachtel zaubert er innerhalb kürzester Zeit ein buntes Masaai-Bild. Bei der Tasse Porridge, die wir bekommen haben, hätte ich noch Stunden zugucken können.

 

 

 

Am nächsten Abend geht es auch schon weiter in Richtung Bukoba.

 

 

Nach 6 Tagen Mwanza kann ich sagen, dass mir die Stadt wirklich gefällt. Es ist mal wieder eine richtige Stadt mit verschiedenen Vierteln und viel Verkehr.

 

 

Mit der MS Viktoria, einem deutschen Schiff mit europäischen Steckern, geht es um 21 Uhr los.

 

 

Wir werden von dem netten Herren, der uns auch schon die Tickets verkauft hat, wie Ehrengäste behandelt und wurden schon vor allen anderen auf das Schiff gelassen. Es gibt zu unserer Überraschung sogar ein kleines Restaurant und eine Bar an Bord. Die Fähre wird mit Unmengen von Riesensäcken beladen und auch die anderen Passagiere treffen langsam ein. Da uns geraten wurde unsere kleine, gemütliche Kabine mit einem Etagenbett und einem Waschbecken nicht unbeaufsichtigt zu lassen haben wir uns Proviant mitgenommen. Also machen wir uns ein nettes Picknick mit Avocado, Mais und sogar ein bisschen Schokolade.

 

 

Der nächste Morgen, 5 Uhr. Das Schiffshorn tutet laut und wir sind hellwach. Vor Schreck packen wir schnell alles zusammen, doch es warten noch 2 Stunden Fahrt auf uns. Aber immerhin kriegen wir so die Einfahrt in den Hafen mit und können den schönenSonnenaufgang sehen.
Bukoba.
Bukoba ist die nödlichste Stadt Tansanias und liegt ebenfalls am Viktoriasee in der Kagera Region. Das verschlafene Städtchen mit 81.000 Einwohnern ist eher unbedeutend und erlangte nur durch ein Fährunglück der MV Bukoba in den letzten Jahren Aufsehen. Auch hier ist der moslimische Glauben weitaus stärker verbreitet als bei uns in Musoma. Doch es herrscht ein friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Moslems. Klimatisch ist es ähnlich warm wie in Mwanza, aber nicht ganz so schwül. Sehr angenehm also.
Bukoba ist ein ruhiges Städtchen, in dem nicht wirklich viel passiert. Und wir als ‚Wazungu‘ waren da natürlich eine gelungene Abwechslung für die Bewohner.
Mit unserem schweren Gepäck auf dem Rücken sind wir froh, das erste Hotel zu erreichen und nehmen es auch gleich. Zu voreilig wie sich später rausstellt, denn in unserem Zimmer haben Ameisen die Oberhand gewonnen und machen sich auch gleich an unseren Nüssen zu schaffen. Für eine Nacht ist es aber okay.
Also den nächsten Tag wieder Sachen zusammen packen und in das Lake Hotel maschieren, das netter aussieht und auch zentraler liegt. Allerdings haben wir die Schimmelflecken natürlich erst wieder hinterher entdeckt.
Es geht an einem Tag zu Fuß durch die Stadt. Die spontane Idee mal eben ein bisschen spazieren zu gehen, stellt sich dann doch als halbe Bergbesteigung heraus, denn Bukoba ist für uns Mädels aus dem flachen Norden sehr bergig. Dabei sehen wir aber sehr viele nette, kleine Ecken.

 

 

An einem anderen Tag mieten wir uns Fahrräder. Für einen stolzen Preis geht es auf eher brüchigen Mountainbikes los. Nach ein paar Kilometern dann die erste Panne. Die Kette von Noras Rad springt raus und lässt sich auch mithilfe eines freundlichen Straßenarbeiters nicht wieder auf die Zahnräder spannen.

 

 

Also zurück. Eigentlich auch ganz gut, denn dann kann ich mein Fahrrad mit nur einer Pedale auch gleich tauschen. Problem gelöst und es geht los, diesmal wirklich. Ein bisschen durch die Stadt und immer weiter bis wir auf einen sehr steilen Berg zusteuern. Das trauen wir uns natürlich zu, wir können ja sonst schieben. Dabei unterschätze ich allerdings die pralle Mittagssonne und meine etwas nachlässige sportliche Aktivität der letzten Monate. Das ist eindeutig zu viel, wir brechen ab und fahren den mörderischen Abhang mit äußerst veralteten Bremsen herunter und machen an einem schattigen Plätzchen ein Picknick. Zurück bei der Vermietung am Strand. Völlig kaputt, aber es ist ein gutes Kaputtsein.
Danach geht es dann noch in das Kagera Museum. Ein Museum, in dem traditionelles Werkzeug, Schalen, Gefäße und andere Alltagsgegenstände, aber auch viele Natur- sowie Tierbilder des berühmten Fotografen Dick Perrson ausgestellt sind. In einem kleinen Shop gibt es Schmuck zu kaufen, der von Menschen mit körperlichen Behinderungen angefertigt wird. So etwas unterstützen wir gern und sind für einen fairen Preis auch fündig geworden.
Am letzten Tag gönnen wir uns mal wieder einen Poolbesuch hoch oben in den Bergen. Durch Zufall werden wir vom Hotel aus mitgenommen. Wir kommen an. Der Regen auch. Also warten wir bei einem Tee bis es aufhört. Lange dauert es auch gar nicht und schon bald können wir einen wunderbaren Blick auf die ganze Stadt und den See genießen. Ein gelungener Abschluss!

 

 

 

Eine Busfahrt von 16 Stunden steht uns bevor.
Morgens um 5 Uhr kommt das Taxi – sogar pünktlich. Um 6 Uhr starten wir mit dem Bus. Ein bisschen mulmig wird uns dabei schon zumute, denn es klappert und wackelt an jeder Ecke. Nicht ohne Grund haben wir unser Gepäck unter den Sitzen verstaut, denn die Kofferräume lassen sich nicht mehr schließen und sorgen bei jedem Huckel für einen lauten Rums. Es geht vorbei an wie ich finde schönen Landschaften und den Ausläufern des Ostafrikanischen Grabenbruchs.
Kurz vorm Ziel. Wir sind nach der langen Fahrt ziemlich kaputt und freuen uns schon, dass wir bald da sind. Doch dann: Stau! Ein großer Coca Cola-LKW hat sich im Schlamm festgefahren und verstopft die schmale Straße. Eine lange Schlange hat sich bereits gebildet. Wer weiß wie lange schon. Es dauert 2 Stunden bis ein Bagger kommt, der sich kurz darauf auch festfährt. Für die umliegenden Dorfbewohner ist dies natürlich ein Ereignis, was sich schnelll rumspricht. Und so treffen bald Menschenscharen ein, die Mandazi, Obst oder Erfrischungen verkaufen möchten. Die Frauen aus unserem Bus nutzen den Stop gleich als Shoppingmöglichkeit und kaufen Tonnen an Mangos und anderen Leckereien.

 

 

Auf einmal geht es weiter und ich bin sehr erleichtert. Bald darauf ist es dunkel und es kommen immer mehr Lichter auf uns zu. Das muss Kigoma sein. Herzlich werden wir von unserem Couchsurfer Host Elias in Empfang genommen und zum Glück mit dem Auto abgeholt. Todmüde fallen wir ins Bett.

 

 

 

Kigoma.
Die Stadt liegt am Tanganyikasee und bildet einen wichtigen Handelsknotenpunkt mit den Nachbarländern DR Kongo, Burundi und Malawi. Sie hat 130.000 Einwohner und gehört damit schon zu den größeren Ballungszentren Tansanias.
Auch hier sind wir wieder bei einem Couchsurfer in einem sehr schönen Haus untergebracht. Es gibt fließend Wasser, einen Gasherd und einen riesigen Kühlschrank, den man sogar abschließen kann. So einen Luxus sind wir schon gar nicht mehr gewohnt und haben uns dementsprechend gefreut. Leider verbringen wir nur einen Tag mit Elias, weil er für Weihnachten zu seiner Familie nach Dar es Salaam fährt – Kigoma ist nur sein Arbeitswohnsitz. Er überlässt uns aber ohne Weiteres sein Haus für die Zeit, die wir bleiben möchten. Ganz allein sind wir aber nicht, denn eine Hälfte des Hauses ist an eine nette kleine Familie mit einer zuckersüßen Tochter untervermietet. Als Dankeschön zaubern wir ihm ein Abendessen mit Bruschetta und Nudeln und Früchten. Zufällig ist an dem Tag auch sein Geburtstag.
Ein neuer Tag. Wir schlafen lange und in dem Riesenbett sehr gut. Gefrühstückt wird bei guter Musik auf dem Boden. Dann eine Überraschung: Es gibt Wlan! Damit hatten wir in Tansania als letztes gerechnet, aber die Globalisierung und der technische Fortschritt kommt auch hier an.
Es geht auf nach Ujiji, einem kleinen Nachbardorf, das sich durch den Startpunkt der Sklavenroute von Ujiji nach Tanga einen Namen machte. Der lange verschollene Missionar Dr. Livingstone, der der Sklavenherrschaft ein Ende bereiten wollte, wurde hier nach Jahren der Suche gefunden. Ihm zu Ehren wurde ein Museum errichtet. Um auch ein bisschen Kulturprogramm in unsere Reise zu bringen, gehen wir dort natürlich hin. Obwohl Ujiji sehr klein ist, dauert es ein Weilchen bis wir uns durch Palmenplantagen und Maisfelder gekämpft haben und das Museum finden. Dank unserer Residence Permit bezahlen wir auch nur einen kleinen Preis. Es gibt verschiedene Räume, in denen die Geschichte der Sklaven und die Entstehung von Ujiji näher erklärt werden. Zum Schluss bekommen wir von einer unmotivierten Führerin noch den Platz unter einem Mangobaum gezeigt, an dem man Dr. Livingstone gefunden hat und wo heutzutage ein Denkmal steht.
Nikolaus. Auch bei uns lag zur Feier des Tages Schokolade im Schuh (zwar selbst gekauft, aber das zählt trotzdem).
Ein Tag am Pool. Wir sind halt immernoch in Tansania und deswegen ist es auch in diesem Haushalt normal, dass das Wasser manchmal nicht geht. So auch an diesem Tag, aber wir dachten uns, dass wir ja eh beim Pool duschen können. Also genießen wir seelenruhig den Tag am Swimmingpool und kommen erst abends wieder nach Hause. Dann die böse Überraschung. Während des Tages kam das Wasser wieder und leider haben wir vergessen den Hahn richtig zuzudrehen. Schon im Flur kommt uns das Wasser entgegen. Wir stehen bis zu den Knöcheln im Wasser und sind die nächsten 2 Stunden damit beschäftigt im Akkord das Wasser wegzuschöpfen. Und,  ein Wunder aber wahr, wir schaffen es sogar den vollgesogenen Teppich unter dem Bett hervorzuziehen.

Am Ende ist alles trocken und ich völlig kaputt. Zum Glück ist von unserem Gastgeber nichts beschädigt worden, nur Noras Ladekabel vom Laptop und Handy musste dran glauben.
Auch in dieser Stadt gab es wieder einen Beweis dafür, dass die Welt immernoch zu klein ist. Durch Zufall und dank Facebook haben wir erfahren, dass die Freiwilligen des IB’s aus Mbeya (im Süden) auch in Kigoma sind. Sofort wird ein Treffen vereinbart, um eine Soda zusammen zu trinken und zu quatschen. Durch die beiden haben wir auch einen sehr interessanten Tipp bekommen. Schon wieder dank der Residence Permit gibt es ein Angebot für einen sehr günstigen Preis in den Gombe National Park zu kommen.
Den Gombe Stream National Prak gibt es seit den 60er Jahren und wurde von Jane Goodhall ins Leben gerufen. Der Park hat sich auf die Aufforstung des Urwaldes, sowie den Artenschutz und die Forschung von Schimpansen spezialisiert. Es leben 60 Schimpansen, aber auch Paviane und andere Affenarten in dem Park.
Es geht los von dem Stadtteil Kibirizi, dem Hafen, in einer Art Flüchlingsboot. Ein großes Holzboot, die Passagiere sitzen an der äußeren Kante und natürlich wird es erst beladen, wenn alle schon darin sitzen. Das sorgt für eine heftige Schieflage, was mich ein wenig in Panik versetzt, sonst aber keinen stört. Nach 3 Stunden Fahrt in der prallen Sonne sind wir da und ich habe den Sonnenbrand meines Lebens. Wir beziehen unser Zimmer und kühlen uns im glasklaren Wasser des Tanganyikasees ab.
Am nächsten Tag um 8 Uhr soll es losgehen. Unser Guide, den man dazubuchen muss, deutet aber erst noch auf den See. Dort, wo wir gestern noch geplantscht haben, schwimmt jetzt seeleruhig ein Hippo. Der Guide hat mit dem Tracker, der nach den Schimpansen Ausschau hält, Kontakt aufgenommen und los geht’s. Als erstes wollen wir zum Jane’s Peak, dem Lieblingsplatz von Jane Goodhall. Es geht steile Pfade zwischen Lianen und verwachsenen Bäumen hinauf und bereits nach 10 Metern komme ich als Norddeutsche aus der Puste. Für die Aussicht, die wir oben genießen dürfen, hat sich jede Anstrengung gelohnt und wir machen eine kleine Verschnaufpause.

 

 

Es geht wieder den Berg runter, denn unser nächster Stop ist bei einem Wasserfall, an dem mehrere Quellen aus den Bergen zusammenlaufen. Aus 25 Metern fällt das Wasser in die Tiefe zu unseren Füßen und füttert einen Fluss, der durch das Tal des Nationalparks fließt. Der Guide drängelt ein bisschen, denn er hat die Schimpansen gehört (die er übrigens alle allein schon an der Stimme erkennt) und die wollen wir natürlich nicht verpassen.

 

 

Bei einem Futterhaus, das in der Zeit genutzt wird, in der nicht genug Früchte für den Bedarf der Affen wachsen, treffen wir sie dann endlich. Ein großer Schimpanse sitzt in einem Busch, nascht Blätter von einem Ast und schaut uns mit neugierigen Augen an. Durch die lauten Schreie der Artgenossen werden immer mehr angelockt und auf einmal sind wir mitten im Geschehen. Sogar eine Mutter mit Kind auf dem Rücken kommt dazu. Nach einer Weile wird es ihnen zu langweilig und es wird weitergezogen.

 

 

Als die Tiere sich in unsere Richtung bewegen, bekommen wir von unserem Guide die Anweisung uns nicht zu bewegen. Nur wenige Zentimeter gehen sie an uns vorbei – der eine hat mich sogar gestriffen. Pro Tag werden nur 20 Besucher in den Park gelassen und jede Gruppe darf maximal eine Stunde Zeit bei den Schimpansen verbringen. Zurück im Camp sind wir total kaputt und schauen uns noch den Sonnenuntergang an, bevor wir zufrieden und früh einschlafen, denn am nächsten Tag geht es schon um 7 Uhr mit dem Boot zurück nach Kibirizi.
Wieder in Kigoma schlendern wir ein wenig durch die Stadt, schauen uns den Bahnhof an, der sich über drei Stöcke erstreckt und in der deutschen Kolonialzeit gebaut wurde und stoßen auf einen netten Laden, der Postkarten hat. Bei der dicken afrikanischen Mama schaffen wir es sogar den Preis noch ein bisschen runterzuhandeln. Die sind nun unterwegs nach Deutschland und kommen hoffentlich bald an.
Es geht wieder zurück in Richtung Mwanza.
Start ist um 6 Uhr morgens vorgesehen, doch der Bus kommt auch nach 2 Stunden nicht. Wir stehen zusammen mit den anderen Fahrgästen und die Menge fängt langsam an sich aufzuregen. Nach einer Weile kommt dann doch ein Bus, der allerdings nicht genug Sitzplätze für alle Leute hat. Also dürfen wir mit unseren großen Reiserucksäcken im Gang stehen, wo jedoch keine Rücksicht drauf genommen wird und jeder drauf rumtritt.

 

 

Nach ca. einer Stunde bleiben wir an genau der gleichen Stelle wie auf der Hinfahrt im Stau hängen, weil sich ein anderer LKW festgefahren hat. Unser eigentlicher Bus steht weiter vorne und diesmal beeilen wir uns auch rechtzeitig da zu sein, um noch einen Sitzplatz zu bekommen. Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn diesmal war es der Richtige, sogar mit den zugewiesenen Sitzplätzen, die auf unserem Ticket stehen.
Ein zweites Mal in Mwanza.

 

Ein netter Lehrer von der Mbeza School, der in Mwanza lebt, hat uns ein Hotelzimmer besorgt. Und was für eins. Zwei riesige Doppelbetten und eine große Regenschauerdusche. Ein gelungener Abschluss nach dieser langen, staubigen Fahrt.

 

 

Sonntag, 16.12.2012

 

Nach 3 einhalb Wochen sind wir zurück in Butiama. Mutter Butiku ist natürlich mal wieder nicht da. Dafür aber jede Menge Kinder aus der Schule, die wie sich nun rausstellt alle zu der Butiku-Familie gehören. Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt, vom Staub befreit und gewaschen haben, fahren wir nach Musoma zum Post Office.

 

Ich sehe das Paket von zu Hause und ein kleiner Schub von Heimweh überkommt mich. Als wir dann von einem Büro ins nächste geschickt werden und ich auch noch irgendwelche Import Taxes bezahlen soll, bin ich fertig mit den Nerven. Da der Tag sich schon dem Ende nähert, die Post schon zu hatte und wir vor der Dunkelheit zu Hause sein wollen, muss ich mich bis zum folgenden Tag gedulden.

 

 

Aber dann. Ich halte ein riesiges und ziemlich schweres Paket in meinen Händen und bin überglücklich. Das durch die halbe Stadt zu tragen und ins Daladala zu bekommen, ist alles andere als einfach. In Butiama kann ich es natürlich nicht abwarten reinzuschauen.

 

Die eingepackten Sachen hebe ich mir bis zum 24. auf, aber ein paar Sachen habe ich schon gesehen und so muss ich auch dieses Jahr nicht auf Omas braune Kekse und einen Adventskalender verzichten.
Danke, ihr seid die Besten!

 

 

Bald geht es auch schon wieder los in Richtung Sansibar zum Zwischenseminar, wo wir alle anderen Freiwilligen des IB’s treffen, die ihren Dienst in Tansania machen. Darauf bin ich schon sehr gespannt.

 

Was wir erlebt haben? Hier geht’s zur Bildergalerie

Ich sende herzliche Grüße ins kalte Deutschland, wünsche allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

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6 Kommentare zu Reisen ist Leben

  1. Benno sagt:

    Hallo 🙂
    Ich freu mich echt riesig für dich, dass du so tolle Sachen erlebst! Und ich bin auch ein bisschen neidisch. Wenn ich deinen Blog so lese, hab ich doch manchmal das Gefühl, als hätte ich was verpasst. Ich find es toll, dass du dich für ein Soziales Jahr entschieden hast!

    Und ich finde es auch toll, was du für ein Vertrauen in die Menschen dort hast. Oder allgemein, wie entspant die Leute alles sehen.
    Ich glaube mir wäre das mit dem Couchsurfen doch eine Nummer zu „unheimlich“.. aber find ich klasse, dass das alles so gut geklappt hat! 😉

    Ich freu mich schon auf die Fotos dazu 🙂
    Ich liebe und vermisse Dich. <3

  2. Familie Schumann sagt:

    Hallo Lissa,
    wir (Oma, Opa, Finja, Kathrin und Carsten) sitzen hier gerade alle am Heiligabend beim Kaffeetrinken zusammen und haben deinen neuesten Blog und die Bilder angeschaut.
    Nicht weihnachtlich aber beneidenswert schön. Vor allem natürlich die Swimmingpoolbilder.
    Wir wünschen dir eine tolle Weihnachtszeit, einen schicken Rutsch ins neue Jahr und eine erlebnisreiche Zeit auf Sansibar.

    Oma & Opa und die Schumänner-/frauen

  3. Familie Schumann sagt:

    …och noch was Wichtiges vergessen:
    Vielen Dank für deine Karte. Du wirst es nicht glauben aber die lag genau heute am Heiligabend im Briefkasten!
    Toll geschrieben. Wir haben uns sehr gefreut.

  4. Dr. HJ Karg sagt:

    Ja, da fragen wir uns daheim gebliebene wirklich, warum haben wir das nicht auch gemacht? Da überkommt mich doch manchmal das Gefühl, als hätte ich da irgend was verpasst.

    Ich find es einfach nur toll, dass du dich für ein Soziales Jahr entschieden hast und es auch so taff durchziehst!

    Und ich finde es auch toll, was für ein Vertrauen die Menschen dort in Dich setzen! Glückwunsch – aber ob das die richtige Beschrebung ist? Es ist einfach toll, Du und die Leute das alles entspannt sehen (können).

    Weiter so meint

    Dr. Hans-Jürgen Karg

  5. Yannik sagt:

    Das klingt alles super mein Schwesterchen!
    Ich hoffe du erlebst noch mehr solche Abenteuer und vielleicht sehen wir uns ja im Juni 🙂
    Halt die Ohren steif! Ich bin stolz auf dich.

  6. Vanessa sagt:

    du süße,
    ich habe eine ewigkeit gebraucht um diesen unglaublich langen text zu lesen. an einigenstellen konnte ich mir lebhaft vorstellen wie ihr gerade ausseht. bei der geschichte mit den fahrrädern und dem wasser musste ich echt lachen… sowas hätte mir auch passierenkönnen ;D
    Ich hoffeihr hattet ein schönes weihnachten und einen jahresübergang. viel vielspaß weiterhin! Ich denke an dich ;))))

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