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Bunte Mischung.

2 1/2 Wochen. Eigentlich eine kurze Zeit, doch sie kommt mir vor wie eine Ewigkeit.

Inzwischen ist auch wieder viel passiert. Unsere Ansprechpartnerin, Sangu Butiku, ist nach Daresalaam gegangen, um dort an der Law-School zu studieren. Das heißt wir haben nun keine feste Bezugsperson mehr vor Ort, was für unsere Situation an der Schule eher weniger vorteilhaft ist. Wir stehen zwar immer im Kontakt mit ihr, aber das ist natürlich nicht dasselbe. Andererseits macht uns das aber nur stärker und wir schaffen es meiner Meinung ganz gut uns mit dieser Situation zu arrangieren.

In der Familie sind wir momentan allein mit Nyangi der Haushälterin und ihrer Tochter Lois, denn Familie Butiku reist sehr gern. Beide sprechen nur Kiswahili, was sich schon jetzt bei unserem Wortschatz positiv bemerkbar macht. Lois weiß wie sie uns beschäftigen kann und so werden wir teilweise bis zur Ermüdung als Schaukel benutzt. Die Kleine freut sich wie verrückt und quietscht und kreischt – das lässt das Herz doch höher schlagen. Wir fühlen uns sehr gut aufgenommen und haben trotz kleiner Verständigungsprobleme eine menge Spaß zusammen – mit Händen und Füßen geht es auch und das sorgt sogleich für neues Lachen.

 

In der Schule sieht es leider nicht ganz so positiv aus. Wir haben nun zwar endlich einen Stundenplan erarbeitet, an die Zeiten hält sich allerdings kaum jemand. Von Mittwoch bis Freitag sollen wir die Lehrer der Primary School beim Unterricht unterstützen. Samstag und Sonntag wollen wir für die Secondary School einen German Club ins Leben rufen, in dem wir den Schülern die deutsche bzw. westliche Kultur etwas näherbringen können. Für die Primary’s möchten wir an diesen Tagen verschiedene Sportangebote und einen Tanzkurs anbieten, wo wir versuchen die Koordination und das Körpergefühl der Kinder zu stärken, denn das fehlt ihnen definitiv.

Das ist aber alles noch in Planung. Bis jetzt haben wir leider nur ein paar Mal wirklich etwas mit den Kindern gemacht und das kam aus unserer eigenen Initiative. Wir haben Spiele gespielt, was ein wenig Anlauf brauchte, dann aber allen viel Freude bereitet hat. Ein anderes Mal haben wir versucht eine Kunststunde zu leiten. Den Kindern fehlt durch den Frontalunterricht in Form von Vorlesen und Nachsagen jegliche Fantasie, sodass uns einiges an Geduld abverlangt wurde, bis jeder verstanden hat was er machen sollte. Am Ende hat es jedoch ganz gut geklappt (unsere Ansprüche haben wir schnell runtergeschraubt) und nun wissen wir auf welchem Stand sich die Kinder befinden und wo wir anknüpfen können.

Eine Sache die mich sehr beschäftigt, ist die Gewalt der Lehrer gegenüber der Kinder. Mit einem langen, harten Stock werden die Kinder wegen Nichtigkeiten und ohne für uns erkennbare Begründung mehrmals geschlagen, bis sich der Schmerz nicht mehr unterdrücken lässt und die Kinder anfangen zu weinen. Dafür gibt es dann gleich die nächste Portion Schläge. Leider ist das hier in Tansania keine Seltenheit und dementsprechend sind wir uns noch nicht sicher ob oder wie wir dieses Thema beim Headmaster ansprechen sollen.

Es ist also nicht alles schön, was wir erleben, aber die schönen Momente überwiegen doch ganz klar. Lachende Kinder und offene, freundliche Menschen hat man eben gern um sich. Ich bin immernoch zuversichtlich, dass sich in der Schule alles regeln wird,  sobald wir uns aneinander gewöhnt haben.

Liebe Grüße in die Ferne!

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2 Kommentare zu Bunte Mischung.

  1. Karolin Biedermann sagt:

    Liebe Lissi,
    ich freue mich immer sehr über deene Berichte. Sie lassen sich sehr schön lesen und beschreiben sehr anschaulich, was du alles erlebst.
    Ich finde, in der kurzen Zeit, in der ihr in Butiama seid, habt ihr schon eine ganze Menge getan; auch in der Schule! Offensichtlich sind Geduld und Einfühlungsvermögen die zurzeit meist geforderten Kompetenzen von euch und ich finde, das macht ihr hervorragend, so wie du das beschreibst. Ich bin stolz auf dich, meine Kleine!
    Viele liebe Grüeß und einen dicken Kuss von
    deiner Mami

  2. Harald Steding sagt:

    Liebe Lissa!
    Siku njema! Nimefurahi kukutana na wewe und zu lesen, was inzwischen passiert ist. Ihr Bericht ist außerordentlich eindrucksvoll und berührt meine Frau und mich! Persönlich fühle ich mich in meine Zeit des „Lehrens lernen“ zurückversetzt, natürlich in einem anderen Kulturkreis. Frust und Jubel wechselten permanent. Ihr Bericht über die „pädagogischen Fähigkeiten“ des Lehrkörpers jedoch lassen mich erschauern und wecken eine grosse Traurigkeit in mir. Ich hoffe, und bin sicher, dass Sie diese Eindrücke innerhalb Ihrer Gruppe verarbeiten und sich gegenseitig stärken. Es ist schön zu hören, dass die Kinder die angebotene Liebe und Fröhlichkeit annehmen, das gibt Kraft und Mut. Ich wünschen Ihnen weiterhin viele schöne Erfolge und freue mich auf neue Nachrichten. Ihr Harald Steding

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