freiwillig in Kapstadt

365 Tage auf der anderen Seite der Welt…

Tafelberg in Südafrika

sind nun vorüber. Und ich bin nicht runtergefallen. Das kann ich doch als Erfolg verbuchen, oder?

 

Liebe Freunde in aller Welt,

am Samstag, den 11.8.2012, war es soweit: Um 18.10 Uhr saß ich im Flugzeug und schaute aus dem Fenster. Zeit zum Abschied nehmen von meinem Zuhause für ein Jahr. Das fiel mir nicht schwer, denn das Jahr fühlte sich nun sehr rund und abgeschlossen an.

Abgehoben! Goodbye South Africa.

Abgehoben! Goodbye South Africa.

In meinen letzten Wochen war ich sehr aktiv. Ich habe noch vieles unternommen, was ich schon lange vor hatte, sodass ich das Gefühl habe, meine Zeit gut genutzt zu haben. Selbst die letzte Woche hat sich absolut gelohnt: So habe ich das südafrikanische Parlament besichtigt (und umgehend leere Plastikflaschen unter Sitzen im alten Plenarsaal gefunden), bin äthiopisch Essen gegangen und wurde als Highlight sogar vom Minister für Kultur und Sport der Provinz Western Cape persönlich in sein Büro eingeladen (und abschließend in seinem Dienstwagen, einem VW Polo, wieder nach Hause chauffiert). Ich habe meinen Aufenthalt sogar so weit ausgedehnt, dass ich am Tag vor meiner Abreise unsere vier Nachfolger-Freiwilligen vom Flughafen abholen und sie noch etwas kennenlernen konnte, was mich sehr gefreut hat. Es war aber auch ein seltsames Gefühl, nach einem Jahr, in dem ich Kapstadt nicht touristisch erleben wollte, plötzlich auch nur noch ein paar Tage Zeit für manche Dinge zu haben – wie die Touristen.

Tafelberg

Das war knapp! Zwei Tage vor Abflug zum ersten Mal auf dem Tafelberg.

 

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50 Rand für eine Demütigung

Liebe Freunde in aller Welt,

„Das einzig „Sichere“ ist, dass es ganz anders sein wird, als du es dir vorher vorgestellt hast!
Diesen Satz laß ich vor meiner Bewerbung auf der Website einer Freiwilligendienstorganisation. „Bin ich bereit, mich darauf einzulassen?“, habe ich mich gefragt. Und schnell wusste ich, ich war bereit – das war genau, was ich wollte.

„Dann würde ich sagen, ruf deine Airline an und mach dass du den nächsten Flug nach Hause kriegst.“ Ja, das hatte ich mir tatsächlich etwas anders vorgestellt. „Bei deiner Arbeitshaltung könnten wir den Platz, den du im Büro wegnimmst, auch sinnvoller nutzen.“ Trauriger Tiefpunkt eines „ganz anderen“ Jahres war das, was ich mir am 17.7.2012 von Sassan, meinem Chef, anhören musste. Ich hatte nicht einmal mehr vier Wochen hier in Südafrika vor mir und könnte jenen Tag als folgerichtigen Schlussstrich nach einem Jahr sozialer Arbeit ziehen, während dem ich nie glücklich geworden bin. In diesem Artikel möchte ich beleuchten, wie es dazu kam.

Anfang Oktober 2011: Yabonga

Schon wenige Wochen nach meiner Ankunft an der DSK bekam ich das Gefühl, dass die Eindrücke, die ich hier gewinnen würde, verbunden mit der Art meiner Arbeit für mich zu einseitig sein würden. Mir gefiel die Art meiner Arbeit nicht wirklich und ich bekam allmählich wachsende Motivationsprobleme. Deshalb verbrachte ich meine Frühlingsferien bei einem sozialen Projekt namens Yabonga. Im Rahmen dessen habe ich mit Kindern, die von HIV und AIDS betroffen sind, gesungen, gesprochen, gespielt und ihnen etwas vorgelesen. Ein Höhepunkt war, als ich an einem Tag mit zu einem Fußballtunier fahren durfte, das Yabonga veranstaltet hat und das für die Kinder ein großes Erlebnis war (siehe Artikelbild). In jener Woche habe ich viel über ihr Leben im Township Nyanga gelernt.

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Über Faulheit, Wertschätzung und ein vergangenes Jahr

Blick über Kapstadt, Sonnenaufgang

Ein Jahr vorbei – viele Erinnerungen, Erlebnisse und abschließende Gedanken. Zuerst wollte ich mich entschuldigen, dass ich es nicht auf die Reihe gebracht habe öfters zu schreiben. Es ist nicht so, dass ich keine Zeit gehabt hätte, es ist vielmehr so, dass ich mich einfach nicht aufraffen konnte. Dafür nun ein längerer Artikel, der abschließend mein Jahr zusammenfassen soll.

Ein Jahr habe ich jetzt in der Klasse 1b bzw. ab Januar 2b gearbeitet. Die Kleinen sind mir richtig ans Herz gewachsen! Ich kann sagen, dass ich keine Minute davon nicht genossen hätte – es war durchgehend schön, meine Klassenlehrerin war immer für mich da, wenn ich Hilfe gebraucht habe, die Schüler waren nahezu immer lieb und ich werde jeden einzelnen vermissen. (mehr …)

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Bettler – ein Fass ohne Boden?

Nur wenige Wochen nach meiner Ankunft in Südafrika habe ich hier einen Film im Kino gesehen namens „The Bang Bang Club“. Er stellt die reale Geschichte vierer Journalisten dar, die zwischen 1990 und 1994 in Südafrika die auftretenden Unruhen dokumentiert haben. Einer dieser Journalisten, Kevin Carter, hat darüber hinaus, während er eine UN-Hilfslieferung in den Sudan, wo zu dem Zeitpunkt eine Hungersnot wütete, begleitet hat, ein Foto geschossen, für das er den Pulitzerpreis bekommen hat. Es zeigt ein halbverhungertes kleines Kind. In einem Interview wurde ihm die Frage gestellt, ob er dem Kind denn nicht geholfen hätte – und warum nicht. Wenig später beging er Selbstmord.

Ich denke jeder, der mit Armut konfrontiert wird, die seine eigene bei Weitem übersteigt, sollte sich fragen, was und wie viel er dagegen tun kann und möchte. In meiner Position, meinem sozioökonomischen Hintergrund und an einem Ort wie Kapstadt ist es für mich auch unmöglich, mir diese Frage nicht zu stellen. (mehr …)

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Erholsame Sturmflut aus spannenden Eindrücken

Ich mit Tourguide und einer Schale gemeinschaftlich gemahlenem Mehl

Molweni nonke!

Anfang April habe ich endlich angefangen, Xhosa-Unterricht zu nehmen. Jeden Donnerstagmorgen um 7 nehme ich eine Stunde Unterricht bei der Xhosa-Lehrerin der DSK, Kim. Zusätzlich habe ich Bücher und Sprach-CDs und höre viel Musik auf Xhosa. Es macht mir wirklich Spaß, aber es ist ein bisschen spät. Denn noch viel nützlicher wäre es über drei Monate vorher gewesen: an der Wild Coast bei Bulungula.

In meinen letzten beiden Artikeln habe ich es euch ja schon erzählt: Nach einigem Hin und Her habe ich mich am Ende meiner Namibia-Reise dazu entschlossen, mich auf eine Fahrt ins Ungewisse zu begeben und zu Bulungula zu reisen. Und zwar noch am selben Tag, dem 2.1., an dem ich aus Namibia wieder zurückgekommen bin.

Der kapmalayische Karneval am 2.1. wäre sicher total schön gewesen zum Zuschauen. Habe ich leider verplant. Stattdessen stand ich in der Stadt im durch den Karneval verursachten Stau, in der Eile, an einem Nachmittag vom Bahnhof zur Schule und wieder zurück zu kommen. Geradeso habe ich meinen Bus erwischt. (mehr …)

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Spontaner „Ausflug“ auf eigene Faust

Nun hatte ich die erste Woche meiner Sommerferien in Kapstadt verbracht – und das nicht gerade schlecht. Doch waren es noch fast zwei Wochen bis mein Homestay in Bulungula beginnen würde. Entscheidungsfreude war gefragt und so stand ich eines Morgens auf mit dem Gedanken, an dem Tag mal im Namibischen Tourismuszentrum in Kapstadt vorbeizuschauen. Sechs Stunden später hielt ich mein Busticket nach Windhoek in der Hand – für den nächsten Morgen. In Laufe des Tages hatte ich also in kürzester Zeit genug geregelt, um am nächsten Tag abfahren zu können: Ich hatte eine Vorstellung davon, wie ich nach Namibia kommen und wie ich in Namibia umherreisen könnte, wo ich unterkommen würde und was ich sehen wollte. Eine Unterkunft hatte ich mir vorerst nur für die ersten zwei Nächte gebucht, denn ich hatte die Hoffnung, dass ich mich, wenn erst einmal in Windhoek, irgendwelchen spontanen unkomplizierten aber unternehmungslustigen Reisenden anschließen könnte und so auf kostspielige und aufwändige Anschaffungen wie Mietwagen oder Zelt verzichten zu können. Die Hinreise mit dem Bus hat prima geklappt. Die Fahrt dauerte fast 24 Stunden und ein Großteil der Strecke führt durch fast unbesiedeltes Land. An der Grenze gab es keine Probleme, wenn es auch für mich als Schengen-verwöhnten Europäer ungewohnt lange gedauert hat.

Weite Ebene

Dieser Anblick bietet sich dem Reisenden, nachdem er Afrika durchquert hat und auf Kapstadt zufährt. Er ahnt schon, es kommt nicht mehr viel in dieser Richtung, das Ziel ist nah.

Windhoek

In Windhoek angekommen, es war der 23. Dezember, wurde ich sogleich von Bettlern bestürmt. (mehr …)

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„Don’t worry!“ und warum ich diesen Satz HASSE WIE DIE PEST

Band in Afrika

Liebe Freunde in aller Welt,

mehrere von euch fragten mich, was ich denn in meinen Sommerferien (10.12.11 bis 10.1.12) unternommen hatte. Vier Wochen hatte ich Zeit, die ich natürlich so gut nutzen wollte wie möglich. Um etwas anderes von Afrika zu sehen als im Arbeitsalltag und mir Abwechslung und Erholung zu verschaffen. Ich denke, ich habe euch jetzt lange genug auf die Folter gespannt – schließlich hatte ich inzwischen erneut Ferien.

Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, erschienen mir die großen Sommerferien zuerst wie ein Jahrmarkt der Möglichkeiten. Schon allein das machte es schwierig, mich zu entscheiden, wie ich sie nutzen wollte. Doch es gab da noch andere Umstände, die mir meine Urlaubsplanung sehr erschwert haben, und die hängen zusammen mit dem Satz „Don’t worry!“

Lasst mich versuchen, die Geschichte zwischen mir und dem prägenden Satz meiner Ferien im Kontext darzustellen:

Erst das mit dem Rikkis Taxi

Ich kann mich an ein einziges Mal erinnern, als ich vor Beginn meiner Ferienplanung von einem Südafrikaner den Satz „Don’t worry!“ gehört habe – und das war an dem einzigen Tag, an dem ich für Mobilität innerhalb Kapstadts mehr als 100 Rand ausgegeben habe. Ich hatte ein „Rikkis Sharetaxi“ gerufen, weil ich zu einer Veranstaltung fahren wollte. Eigentlich hätte ich zu dieser Veranstaltung auch laufen können, aber ich war spät dran, deshalb habe ich mich für das Taxi entschieden. Die Veranstaltung, im Rahmen des National Heritage Days, fand vor dem Planetarium statt.

Der Taxifahrer, der auch pünktlich bei uns vor dem Tor stand, wusste nicht, wo das Planetarium ist. Als ich ihm beschrieben habe, dass es das mit der Kuppel oben drauf ist, wo man die Sterne beobachten kann, meinte er: „Oh, I see, you mean the observatory!“ Ich, damals noch neu in Kapstadt, dachte mir nichts Böses und stimmte ihm zu – nicht wissend, dass es sich bei „the observatory“ in Wirklichkeit um den Stadtteil Observatory handelte, der deutlich weiter von der DSK entfernt liegt als das Planetarium und in dem ich bis dahin noch nie gewesen war. Und wir fuhren sogar am Planetarium vorbei, doch als ich meinen Wunsch äußerte, hier auszusteigen, verriegelte der Taxifahrer die Türen von innen, sagte, es wäre nur noch dort vorne um die Ecke und „We are on the right way. Don’t worry!“ (mehr …)

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Für alle, die sich fragen, warum ich am Dienstag zu spät in der Schule war

Hier kommt die Erklärung:

Carl on Tour
SA ROADLINK
BESCHWERDEFORMULAR
Datum: 9. und 10. April 2012
Name des Fahrgastes: Carl Stermann-Lücke
Adresse: DSK, 28 Bay View Ave, Tamboerskloof, 8001, Cape Town
Telefonnummer: **********
Reisedatum: 10. April 2012
Route: von Knysna nach Kapstadt
Wagen-Nummer:
Name des Fahrers: Vuyo
Name der Reisebegleiterin: Lynn

Am Ende der Reise hatte ich eine Verspätung von 18 Stunden und 20 Minuten!!! (mehr …)

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Quartal überstanden –> Urlaub

Liebe Freunde in aller Welt,

letzte Woche Freitag war mein letzter Arbeitstag im ersten Quartal dieses Jahres, das heißt, ich habe seit dem erstmal bis Ostern frei. Schon seit Wochen schreibe ich an meinem Bericht über meine seltsam-spannenden Weihnachts- (= Sommer-) Ferien, aber bin noch nicht fertig geworden. Nun fahre ich in den Urlaub nach Knysna an die Garden Route. Ihr werdet also erst danach wieder etwas Ausführliches von mir hören.

Carl am Meer

Zum ersten Mal am Indischen Ozean

In der Zwischenzeit, soviel sei in Kürze gesagt, ist einiges passiert: Das größte Ereignis an der Schule war bestimmt die „Sportolympiade“ vom 12. bis 16.3.2012. Dabei handelte es sich um eine Reihe von Sportwettkämpfen der deutschen Schulen aus Kapstadt, Johannesburg, Pretoria, Hermannsburg und Windhoek – und diesmal fand sie in Kapstadt statt, was alle 10 Jahre passiert. Im ihrem Rahmen habe ich das Media-Team mitbetreut, dessen Schüler ein paar faszinierende Videoclips zustande gebracht haben. Schaut sie euch doch mal auf Youtube an. Zum Videokanal geht es hier entlang. Ein paar Highlights seht ihr in diesem Video:

http://www.youtube.com/watch?v=Gd2RurP99tw&context=C4e67d6aADvjVQa1PpcFOLZ81KN8Ql-D-Fte8-bvxQ2BIaLB1huls=

Außerdem hat sich zwischen mir und meinem Projekt einiges verschoben. Und meine AG zum Thema Spiele erfinden hat sich auch gut weiterentwickelt.
Ihr könnt auf jeden Fall auf meinen nächsten Bericht gespannt sein.

Frohe Ostern euch allen!
Carl

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Ein Seminar voller Höhen und Tiefen

Vom 25. bis 29. Januar 12 durfte ich am Zwischenseminar des IB in Volmoed in der Nähe von Hermanus, etwa 150 km von Kapstadt entfernt, teilnehmen. Alle aktuellen IB-Freiwilligen in Südafrika, drei Freiwillige von anderen Organisationen und ein Teamer, Christoph, der selbst vor 22 Jahren Freiwilliger in Südafrika war und jetzt in Südafrika lebt, waren anwesend. An den fünf Tage beschäftigten wir uns mit den drei Punkten Rückblick, Ausblick und Entspannung (wozu Schlaf selbstverständlich nicht gehörte…).

Die wesentlichen Programmpunkte, die Arbeit umfassten, orientierten sich demnach stark an den Themen Rückblick und Ausblick. Dazu gehörte beispielsweise Konfliktbearbeitung, wie bei bereits bei der Inkulturationswoche.

Kopfzerbrechen beim Projektfluss

Nach dem lang ersehnten Wiedersehen und in Folge dessen vielen persönlichen Gesprächen begann der zweite Tag mit einem Projektfluss – ähnlich des Lebensflusses, den wir auf dem Ausreiseseminar schon kennengelernt hatten, bloß lediglich über das halbe Jahr seitdem. Ich fand den Projektfluss wesentlich weniger intensiv als den Lebensfluss auf dem Seminar ein halbes Jahr zuvor, aber trotzdem hat mir insbesondere das Plakat, was ich dazu gestaltet habe, zu Beginn sehr viel Kopfzerbrechen bereitet. Und in meinem Kopf sieht es viel schöner gemalt aus, als ich das mit meiner bescheidenen künstlerischen Fähigkeit zu Papier gebracht habe… ich hatte nichts anderes erwartet. Trotzdem: Vorbehaltlos, wenn auch nicht vollständig zu erzählen, wie es mir mit meinem Projekt geht, ohne mir selbst Vorwürfe machen zu müssen, die nicht verstanden worden wären, und dazu die Geschichte der anderen Freiwilligen, insbesondere Kathrin aus meinem Projekt, zu erfahren, das hat mir sehr gut getan.

Plakat von Carl

Mein Plakat für den Projektfluss. Leider ist es zum Teil missverständlich, also interpretiert bitte nicht zu wild drauf los.

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