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Shortcut

Lissas Artikel "Shortcut"

Schon wieder ist die Zeit so schnell vergangen. Ich kann es kaum glauben, aber in fünf Tagen kommt schon der erste Besuch und ich darf meinen Benno endlich wieder in die Arme nehmen. Deswegen gibt es auch heute nur einen kurzen Bericht, ich hoffe damit seid ihr trotzdem zufrieden.

Die letzten Wochen sahen wie folgt aus:
Zu den Fahrrädern gibt es nur wenig Neuigkeiten. Voller Elan und Motivation starten wir unseren Schulweg. Nach 10 Metern muss dieser aber schon wieder abgebrochen werden, da sich die Pedale von Noras Rad nun komplett verabschiedet hat. Um uns dennoch ein wenig für die bevorstehende Wanderung mit unseren Jungs zu wappnen, gehen wir nun täglich zu Fuß zur Schule. Die insgesamt ca. 2 Stunden Marsch sind ein willkommenes Programm zur sportlichen Betätigung, die die letzten Monate doch sehr vernachlässigt wurde.

Auf einer der wöchentlichen Fahrten mit dem Daladala nach Musoma. Bei den uns inzwischen schon bekannten Fahrern steigen wir in ein neues und verglichen zu den anderen Kleinbussen überdurchschnittlich gut gewartetes Daladala. Die aufwändige und teure Musikanlage darf selbstverständlich trotz des bescheidenen Gehalts nicht fehlen und so geht es mit musikalischer Untermalung à la Bongo Flava in Richtung Musoma. Eine Mama mit einem vielleicht drei Monate altem Baby steigt ein und drückt es mir auch gleich in den Arm. Bei der holprigen Piste mache ich mir fast ein bisschen Sorgen, dass es zu sehr durchgeschüttelt wird, doch anscheinend ist eher das Gegenteil der Fall und schon ist es eingeschlafen.

Ein neuer Tag. 16 Uhr Nachmittag, Anpfiff zwischen der Mbeza Secondary und der Butiama Secondary School. Als seelische Unterstützung sind auch die Mädchen der Secondary und einige Schüler der Primary dabei. Die Mannschaft wird durch Rufe und Pfiffe angefeuert und bei jeder Entscheidung des in Jeans gekleideten Schiedsrichters gegen die Mbeza wird lautstark protestiert. Mit Fußball hat es für uns nur wenig gemeinsam, sondern sieht eher nach einem wirren Durcheinander und Jagen des Balles aus. Die ansteckende Atmosphäre und die Freude der Schüler über den ‚Ausflug‘ sind aber schön anzusehen.

Nach langer Zeit der Dürre ist die große Regenzeit auch in Butiama angekommen. Die vertrocknete Maisernte ist zwar nicht mehr zu retten, aber jetzt hofft man auf die Bohnen, die durch die täglichen Regenschauer vielleicht noch etwas werden. Sogar in einem nationalen Fernsehsender wurde über Butiama und die anhaltende Trockenheit berichtet. Die Schauer, die nun täglich mehrmals kommen, sind verglichen zum Rest des Landes zwar immer noch sehr gering, aber zu der kleinen Regenzeit, die wir gar nicht zu spüren bekommen haben, ist es schon ein großer Unterschied. In der Ferne hört man es grummeln und donnern, eine schwarze Wand zieht auf. Schnell werden alle Eimer und Gefäße, die wir zur Verfügung haben nach draußen gestellt, um so viel Wasser wie möglich aufzufangen. Ein paar Augenblicke später schüttet es aus Kübeln, wobei auch gerne mal ein Hagelschauer mit golfballgroßen Körnern dabei ist. Genauso begleiten uns täglich mehrmals Stromausfälle, was unsere Glühbirnen doch sehr strapaziert. Bei Kerzenschein und einem guten Film wissen wir uns aber zu helfen.

In der Schule. Das Tuschprojekt findet bei den Kindern immer noch großen Anklang. Schon Tage vorher kommen die Kinder, die am nächsten Sonntag dran sind zu uns und sagen uns wie sehr sie sich freuen. Unsere ‚Ausstellung‘ an der Wand wird von Woche zu Woche größer und auch das Alphabet ist inzwischen fertig getuscht, was den Raum gleich viel fröhlicher und bunter macht. Wir bemerken sogar schon kleine Fortschritte, was das Lesen der Kinder betrifft. Da machen sich unsere wöchentlichen Märchenlesestunden doch bezahlt. Von uns lernen die Kinder weniger Dinge, die sie für ihre schulische Laufbahn benötigen, als Dinge zur Allgemeinbildung, doch dass ist meiner Meinung nach fast besser. Anhand der Weltkarte wird dann erklärt, dass China nicht neben Tansania liegt und wir auch nicht von dort, sondern aus Deutschland kommen. Winzige Fortschritte, auch wenn es nur ein ‚Bitte‘ oder ‚Danke‘ ist, erfreuen mich sehr und machen mir immer wieder Mut weiter zu machen und meine Geduld nicht zu verlieren.

Am Sonntag werden die geliebten Rucksäcke wieder gepackt und es geht in unserem 6. Monat (Verrückt!) auf eine tolle Reise mit noch tollerem Besuch.

Bis bald und liebe Grüße!

Ps. Wir waren fleißig und haben für unsere ehemalige Schule, das Gymnasium Hittfeld, einen Bericht geschrieben.
Hier der Link dazu:

http://www.gymnasium-hittfeld.de/schulleben/engagemente-ausserhalb-der-schule/schuelerberichte/tansania/bericht-aus-tansania

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Ein Kommentar zu Shortcut

  1. Ines Wille sagt:

    Liebe Lissa,

    bei Oma habe ich öfters die Druckversion Deines Blogs gelesen. Warum ich bisher nicht auf die Idee kam, mir auch die Internetversion anzuschauen, weiß ich nicht… Dies habe ich aber nun nachgeholt.
    Du hast es sicher schon zu oft gehört, aber das was Du machst ist wunderbar! Ich bewundere Deinen Mut und Dein Engagement.
    Wie schön, dass nun auch Dein erster Besucher gekommen ist. Bestimmt ganz schön aufregend für beide von Euch.
    Ich werde auf jeden Fall regelmäßig schauen, was Du als Nächstes schreibst.
    Pass auf Dich auf.
    Deine Ines

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