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Bienvenue à Ouagadougou!

Um 6.50 Uhr klingelt mein Wecker. Nach einer wieder mal heißen Nacht stehe ich schweißgebadet auf und gehe ins Badezimmer um mich zu duschen. Warmes Wasser gibt es nicht, aber ehrlich gesagt habe ich noch nie, seit meiner Ankunft in Ouagadougou, das Bedürfnis verspürt mit warmem Wasser in Kontakt zu kommen. Zum Frühstück gibt es dann meistens eine Portion Cornflakes mit Milch. Sehr viele Produkte, so auch die Zutaten für mein Frühstück, sind importiert, meist aus Europa und deshalb auch nicht billig. Um circa 7.45 Uhr verlasse ich das Haus, um zu meinen Arbeitsplatz zu gelangen.

Gleich hinter unserer Eingangstür beginnt der Markt von Gounghin, in dem die Händler gerade dabei sind ihre Stände (oder eher Decken) aufzubauen, um ihre Waren zu präsentieren. An den Mauern, die die Straße von den Grundstücken trennen, lehnen sich sichtlich arme Menschen an, die nach Geld fragen. Neben den staubig-roten Straßen häuft sich der Müll in den Gebüschen an, in denen so mancher Hund und manches Huhn nach Fressen suchen. An der „Grande Rue“ angekommen weiß man, warum diese Stadt auch die „Stadt der Zweiräder“ genannt wird.

Ich überquere die Straße, was aufgrund des regen Verkehrs durchaus die ein oder andere Minute dauern kann, und noch etwa 300 Meter und ich bin auf dem Gelände der katholischen Kirche. Auf dem Gelände befindet sich auch das „Collège Privé Saint Michel Archange“, mein Arbeitsplatz. Um 8 Uhr ist Arbeitsbeginn, außer freitags, denn da muss ich in der ersten Stunde (6.55 bis 7.55 Uhr) die 4ème in Deutsch unterrichten, und zwar alleine. Nun ja, ich war auch ein wenig überrascht, als ich erfuhr, dass ich kein Lehrerassistent für Deutsch und Musik sein werde, sondern ein Lehrer. Aber ich muss zugeben, dass ich mich auch ein wenig über die Herausforderung, Klassen von 50 bis 70 Schülern auf Französisch zu unterrichten, gefreut habe.

Und es macht auch Spaß! Auch wenn ich manchmal sehr laut werde, oder mal einen Schüler oder eine Schülerin aus dem Unterricht schmeiße, haben wir doch sehr viel Spaß zusammen. Ich meine, wie viele coole Profs haben die Schüler schon gehabt, der aus Deutschland kommt, der sich manchmal zum Affen macht, wenn er aufgrund mangelnder Französischkenntnisse versucht sich mit dem ganzen Körper auszudrücken, der weder praktisch, noch theoretisch Lehrererfahrungen besaß, und obendrein noch lustige Haare hat (aus irgendeinem Grund freuen sich die Kinder wie ein Keks, wenn sie meine Haare berühren. Aber mir gefällt’s!).

In Deutsch bekomme ich aber glücklicherweise das Programm für den Unterricht von einem leidenschaftlichen Deutschlehrer von außerhalb, in Musik hingegen genieße ich grenzenlose Freiheit. Die Musiknote fließt auch nicht, im Gegensatz zu Deutsch, in die Zeugnisbewertung ein, somit habe ich in Musik eine geringere Verantwortung. Bis jetzt gebe ich der 4ème drei Stunden Deutsch und zwei Stunden Musik und der 5ème und 6ème gebe ich auch jeweils zwei Stunden Musik. Noch bin ich nicht ausgelastet, aber mein Fußballprojekt, auf das ich mich am meisten freue, hat auch noch gar nicht richtig angefangen und auch die Nachhilfe in Mathe und Englisch läuft gerade erst an.

Auf meine Initiative hin haben ein Kollege, einige Schüler und ich letzte Woche zwei Tore auf dem Schulgelände gebaut, so dass das Projekt endlich ins Rollen kommt. Ich plane eine Schulmannschaft zu bilden, eine für Jungs und eine für Mädchen und eine Art “Meisterschaft der Collèges in Gounghin“ über das Schuljahr hinweg mit Gruppenphase und K.O.-Runde. Zurück zum Tagesablauf: Von 12 bis 15 Uhr ist Mittagpause. Meistens gehe ich nach Hause um mit meinen WG-Mitbewohnern zu essen.

Ouagas Straßen sind nun wesentlich lebendiger. Überall hört man Musik, Händler versuchen einem allen möglichen Kram anzudrehen und als Weißer bekommt man sowieso viel Aufmerksamkeit. Gerade für Kinder scheint man eine kleine Attraktion zu sein. Grinsend rufen sie oft „Nasaara“, was so viel wie „Weiße/r“ auf Mooré bedeutet und wollen einem oft die Hand schütteln. Das scheint die Kleinen sehr zu freuen.

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3 Kommentare zu Bienvenue à Ouagadougou!

  1. Len Hart sagt:

    steeeephan !!!
    endlich ! ich warte schon seit anfang september auf deinen ersten richtigen eintrag!

    so wies aussieht scheints dir gut zu gehen. hauptsache.
    und wie man dich kennt hast du auch ne menge spaß zu haben. freut mich.

    lg

    • Josh sagt:

      Geil du alter Haudegen 😀
      Schön mal etwas von deinem Tagesablauf zu hören 🙂
      Liebe Grüße und Viel Spaß noch!!!!!!!!
      Ps: Die Insiderinformationen bitte so bald es geht in –> Zocker

  2. Reinhold sagt:

    Stephan,
    zwar ist es hier noch nicht richtig kalt, aber das trübe, neblige Wetter in D geht mir trotzdem gegen den Strich. Ich wäre jetzt auch gerne bei dir in der Sonne und täte auch gerne das afrikanische Leben in Burkina Faso mal kennenlernen. Schreib weiter deine Berichte. Brauchen ja nicht immer so lang zu sein.

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